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Erster CSD in Gifhorn 2023

Am 08.07.2023 war es endlich soweit: In Gifhorn fand der erste Christopher Street Day mit über 400 Menschen statt und direkt als großer Erfolg für die Stadt, den Landkreis und alle Menschen, die ihn als Zuhause bezeichnen.

 

Schon am Abend vorher ging es los: Am Freitag um 18 Uhr trafen sich etliche Menschen des Netzwerks im Spektrum, um zu packen und erste Vorbereitungen zu treffen. Es mussten Sachen für die Demo aufgebaut und vorsortiert werden, die Technik musste eingerichtet werden und der Zug-LKW musste abgeholt werden. Ebenso musste fürs Straßenfest gepackt werden. Es mussten die Standmaterialien rausgelegt und gepackt werden, als auch das Personal für den Tag des Straßenfestes eingewiesen werden.

 


Am 08.07.2023 begann der CSD mit einem entspannten Ankommen um 9 Uhr im Spektrum. Es wurde gemeinsam Kaffee getrunken, gefrühstückt und letzte Vorbereitungen getroffen. Gegen 10 Uhr teilten sich dann die Teams: Das Team DEMO packte seine sieben Sachen, schnappte sich den LKW und fuhr zum Schützenplatz, um die Demonstration entsprechend vorzubereiten. Das Team Straßenfest schnappte sich seine Materialien ebenso, fuhr in die Innenstadt, baute auf und kümmerte sich um die Einweisung der anderen Vereine und Organisationen, die Teil des Straßenfestes waren.

 

Um 13 Uhr startete die Demonstration unter dem Motto GIFHORN BLEIBT BUNT! auf ihrer Route vom Schützenplatz, über die Allerstraße, Schillerplatz, Braunschweiger Str. Bergstraße, Calberlaher Damm, Konrad-Adenauer-Str., Lüneburger Str., Torstraße, Steinweg und endetet schließlich beim Straßenfest in der Innenstadt. Dort wurden anschließend die Reden gehalten und die Forderungen an die politischen Vertretungen übergeben. Schließlich mündetet die Demonstration ins Straßenfest und gegen 18 Uhr war Schluss. Für das Team begann nun der Abbau und der Rücktransport ins Spektrum. Noch Tage später durchkämmten wir das Spektrum und räumten auf, was es noch aufzuräumen galt.

 

 

Auch unsere Forderungen zum CSD hatten es in sich:

 

  • Artikel 3 GG ergänzen (LSVD DE)
    In Artikel 1 Grundgesetz heißt es: „Alle Menschen sind gleich“. Die Konkretisierungen im Diskriminierungsverbot und Gleichstellungsgebot finden sich in Artikel 3 unserer Verfassung. Homosexuelle wurden als einzige Opfergruppe der Nationalsozialisten 1949 hier bewusst nicht aufgenommen. Lange hatten schwule Männer und lesbische Frauen im demokratischen Nachkriegsdeutschland darunter zu leiden. Diesen Missstand gilt es zu korrigieren! Deshalb muss Artikel 3 Absatz 3 um das Merkmal der geschlechtlichen und sexuellen Identität ergänzt werden, denn nur das Grundgesetz bietet den universellen und unveränderbaren Schutz.
  • Hasskriminalität bekämpfen (LSVD DE)
    Täglich werden Menschen angepöbelt, bedroht und angegriffen, weil die Täter*innen ihren Hass auf Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans-, intergeschlechtliche und queere Menschen ausleben. Eine demokratische Gesellschaft darf das nicht hinnehmen! Wir fordern Gesellschaft und Politik auf, sich gegen Hass und für Gleichberechtigung und Vielfalt einzusetzen. Eine bunte und offene Gesellschaft muss gefördert, Hass und Hetze müssen geahndet und bestraft werden!
  • Schnelle Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes
    Das aktuelle Transsexuellen-Gesetz (TSG) enthält stark diskriminierende Faktoren und ist schlicht nicht zeitgemäß. Wir fordern daher, dass das lang versprochene Selbstbestimmungsgesetz endlich kommt und Transpersonen unbürokratisch selbst über ihr Geschlecht bestimmen können.
  • Gleichstellung von Regenbogenfamilien
    Trotz der Einführung der "Ehe für alle" im Jahr 2017 blieben Anpassungen des Familienrechts leider aus. Wir fordern sowohl die rechtliche Gleichstellung als auch die gesellschaftliche Akzeptanz aller Familienformen. Dazu zählt die sofortige Reform des Abstammungsrechtes. Das aktuelle Abstammungsrecht beinhaltet benachteiligende Regelungen wie etwa die diskriminierende Stiefkindadoption. Diese ist notwendig, da bei einem Kind, welches in die Ehe eines lesbischen Paares hineingeboren wird, die nicht-leibliche Mutter nicht automatisch als Mutter anerkannt wird. Wir fordern hier keine speziellen Rechte für queere Menschen, sondern lediglich die Anwendung des gleichen Rechts für alle. Regenbogenfamilien dürfen nicht länger von Wohlwollen in Adoptions- und Gerichtsverfahren abhängig sein. Familie bedarf keiner Legitimierung von außen.
  • Anti-Diskriminierungsstelle für den Landkreis Gifhorn
    Wir fordern eine Stelle, die sich der Anti-Diskriminierung verschreibt. Noch immer gibt es institutionalisierte Diskriminierung in Verwaltung & Gesellschaft, die gerade queeren Menschen das Leben oftmals schwer macht. Wir fordern eine Stelle, die für Menschen mit Diskriminierungserfahrung ansprechbar ist, vermittelt und die Anti-Diskriminierungsarbeit im Kreis Gifhorn endlich voranbringt!
  • Eine sichere Finanzierung des Spektrums
    Das Spektrum ist nicht nur ein sicherer Schutzraum, es ist für viele Menschen ein zweites Zuhause und ein Ort, an dem sie sie selbst sein können. Wir fordern endlich von der Politik eine gesicherte Finanzierung, die diesen einmaligen und gerade von jungen Menschen stark frequentierten Ort auch langfristig auf eine feste Basis stellt. Aktuell decken die Förderung noch nicht einmal die Betriebskosten.
  • Mehr Geld für queere Jugendarbeit
    Es braucht Angebote, die queere Jugendliche da abholen, wo sie stehen. Wir brauchen Jugendgruppen, Freizeiten, Bildungsangebote und Beratungen für queere Jugendliche, als auch für alle anderen. Wir fordern daher eine bessere Finanzierung der Jugendarbeit, insbesondere der queeren, im Landkreis Gifhorn.
  • Queerpolitik im Alltag
    Queere Menschen werden diskriminiert, ausgeschlossen, zurückgestellt, unsichtbar gemacht oder nicht mitgedacht. Bevor es das Queere Netzwerk gab, waren deren Belange im Landkreis Gifhorn nahezu unbekannt. Wir fordern die kommunalpolitische Parteien daher auf Queerpolitik in deren Geschäftsalltag zu integrieren und explizit queerpolitische Ansprechpersonen zu benennen und aktive Queerpolitik im Landkreis Gifhorn zu betreiben!
  • Mehr queere Bildung!
    Bildung ist die wichtigste Grundvoraussetzung für den Abbau von verfestigter Diskriminierung. Mit unserem neuen Projekt SCHLAU GIFHORN wollen wir diesen bisher unterversorgten Bereich endlich bedienen. Doch gute Bildungsarbeit bedarf auch einer gesicherten Finanzierung. Wir fordern daher eine feste Finanzierung für queere Bildungsarbeit und eine feste Verankerung von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in den Schulen im Landkreis Gifhorn.
  • Gleichstellung von Regenbogenfamilien
    Wir fordern explizite Angebote für Regenbogenfamilien seitens des Jugendamtes des Landkreises Gifhorn. Sie sollen unterstützt, vernetzt und aktiv beraten werden. Die Stadt Wolfsburg geht mit einem regelmäßigen Beratungsangebot und einem "Bunten Familiennachmittag" mit gutem Beispiel voran. Das können wir auch!
  • Stärkere Verfolgung von Hasskriminalität und Prävention im Landkreis
    Noch immer ist "schwul" eines der gängigsten Schimpfwörter auf den Schulhöfen im Landkreis. Wir wissen aber alle, dass es besser geht. Daher fordern wir von der Polizei des Landkreises bessere und spezifische Präventionsmaßnahmen, um gegen Hass und Diskriminierung von queeren Menschen im Landkreis Gifhorn vorzugehen.

 

Wir sind unglaublich stolz und glücklich, dass wir es als Team geschafft haben diesen CSD zu organisieren und durchzuführen. Wir haben viel für das nächste Jahr gelernt und starten noch diesen Herbst in die Planungen für 2024. Wir danken alle helfenden Händen, allen Spendern für die Tombola, allen Menschen, die mithalfen diesen Tag so unvergesslich zu machen.
An diesem Tag hat der Landkreis bewiesen, dass er bunt und divers ist und das muss die Politik jetzt nur noch ebenso umsetzen.

 

Ausgezeichnet mit dem niedersächsischen Ehrenamtspreis 2022.

Kontakt

Queeres Netzwerk Gifhorn

Torstr. 16

38518 Gifhorn

 

Tel.: 05371 17 00 390

info@queeres-netzwerk-gf.de



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Das Spektrum ist anerkannt als Einsatzstelle für den Bundesfreiwilligendienst.

In Kooperation mit dem VNB e.V. führen wir Bildungsangebote in dessen pädagogischer Verantwortung durch.