Ein Aushang der Freikirche der Siebenten-Tages-Adventisten Gifhorn-Mitte hat unsere Aufmerksamkeit geweckt.
Auf eine theologische Diskussion verzichten wir, da hier schon seit einiger Zeit eindeutig ist, dass die zitierten Stellen voller Übersetzungsfehler sind.
Vielmehr ist es hoch interessant, dass versucht wird, mit Übersetzungsfehlern, die Jahrhunderte alt sind, Menschen zu bevormunden und zu kontrollieren.
Hier geht es nur vordergründig um „Religion“, sondern viel eher um Gehorsam und Kontrolle. Und dafür scheint jedes Mittel recht zu sein.
Da die Hexenverfolgung und die Befragung aus den Zeiten der Inquisition heutzutage nicht mehr anwendbar sind, wird mit psychologischem Druck und Zwang gearbeitet, um Menschen gefügig zu machen.
Aber gleichzeitig erinnert dies stark an Konversionstherapien, die unsägliches Leid über queere Menschen gebracht haben und nun verboten sind in der Bundesrepublik Deutschland.
Gerade queere Menschen sind dieser Form der Gewalt hilflos ausgesetzt durch diesen Beschluss der Kirchengemeinde.
Nicht nur, dass man wissentlich Textstellen benennt, die nachweislich über die Jahrhunderte falsch übersetzt wurden, Nein, man droht auch mit empfindlichen Übeln.
Gleichzeitig erklärt man, man habe ja das „Heilmittel“, um in der Gemeinschaft zu bleiben.
Tatsächlich aber geht es diesen Gruppierungen um Macht. Denn hinterfrage ich diese Textstellen und „verweigere“ hier den Gehorsam, so besteht die Gefahr, dass auch andere Textstellen kritisch hinterfragt werden. Und dies gilt es zu verhindern.
Kritische Geister kann sich diese Gruppierung nicht leisten, da ansonsten die Macht über Menschen zerbrechen würde und damit ein Kontrollverlust droht.
John Boswell, Historiker und Professor an der Universität in Yale hat schon 1980 in seinem Buch Christianity, Social Tolerance, and Homosexuality erarbeitet, dass die Unterdrückung queerer Menschen erst im Hochmittelalter in die Bibel geschrieben wurde.
Vor diesem Hintergrund ist dieser Erklärung zutiefst verletzend und ein Angriff auf queere Menschen.
Wir distanzieren uns daher strengstens von dieser Erklärung und verurteilen sie.
Karsten Fehrke
für das Queere Netzwerk Gifhorn e.V.